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Euris, fünfteilige Fotobildarbeit, 2013
  Klaus von Gaffron

Euris

2013
fünfteilige Fotobildarbeit, je 26 x 20 cm, FineArtPrint auf AluDibond
   

Fotobilder als Lebenstableau

 

Durch den Tod von Klaus von Gaffron (1946-2017) hat die Neue Münchner Künstlergenossenschaft (NM) nicht nur einen bedeutenden Künstler verloren, sondern auch einen engagierten, anregenden und – trotz seiner schweren Krankheit – ideensprühenden Freund.

Der in Straubing geborene und aufgewachsene Klaus von Gaffron hat von 1973 bis 1978 an der Münchner Akademie der Bildenden Künstler studiert und sich bereits damals der Fotografie zugewendet. Allerdings einer höchst eigenwilligen und originellen Form der der Fotografie. Vor allem in der zweiten Hälfte seines Lebens und Schaffens war seine Arbeitsweise die der bricolage oder das sampling. Aus einzelnen Bildern komponierte er Sequenzen, die eine Bilderwelt entstehen ließen, die parallel und autonom neben unserer Alltagwelt existiert. Doch anders als das künstlerische „Futteral“ (Walter Benjamin), der bürgerliche Traum des 19. Jahrhunderts, dass die Kunst die Möglichkeit bieten könne, sich gegen die von Außen kommenden Irritationen und Bedrohungen ästhetisch und politisch abzuschirmen, wollen die „Fotobilder“ Klaus von Gaffrons irritieren, verstören und auf intelligente Weise unterhalten. Sie spiegeln mehrere neben- und hintereinander liegende Wahrnehmungsebenen wider, die Fragen nach dem Zusammenhang von Sehen und Wissen, Glauben und Gefühl evozieren. Dabei bedient er sich der künstlerischen Mittel der Moderne: der Reduktion, der Verzerrung, des extremen Bildausschnitts und der Verfremdung durch Unschärfen. Die Betrachter der „Fotobilder“ bleiben im Unklaren darüber, ob die von ihnen wahrgenommenen Gegenstandsfragmente Naturformen abbilden, oder ob diese vom Künstler durch synthetische, von Menschenhand produzierte Gegenstände ersetzt worden sind.

Klaus von Gaffron nannte seine Arbeiten nicht deshalb „Fotobilder“, um an dem älteren Medium, der Malerei, direkt anzuknüpfen wie die „Pictorialisten“ des 19. Jahrhunderts. Er malte nicht mir der Kamera, sondern benutzte die gefundenen Bilder als Material für einen künstlerischen Auswahl-, Ordnungs- und Verdichtungsprozess. Erst die bewusste Neuordnung, die manchmal einen Stunden, Tage und Wochen dauernden Prozess des Dialogs mit den Objekten bedeutete, verdichtete und verstärkte seine Fotobilder in Form von Serien und Tableaus. Die Formen und Bewegungen der Gegenstände verwandelten sich in eine innere Bewegung des Fotografen.

Faszinierend war die Wiederentdeckung der Farbe auf seinen späteren „Fotobildern“ Auf manchen Bildsequenzen entwickelte sich durch leuchtende Kontraste der Primärfarben ein geradezu barockes Kolorit. Andere „Fotobilder“ leben durch ihre reduzierte, lyrische Farbigkeit. Auch hier wurde Malerei nicht imitiert, sondern es entstand eine eigenständige, dem Medium Fotografie entsprechende, genuine Farbkultur.

Als wäre die Arbeit am eigenen künstlerischen Werk nicht mehr als zeit- und lebenfüllend genug gewesen, leitete Klaus von Gaffron seit 1991 den Berufsverband Bildender Künstler München und Oberbayern und seit 1994 auch den bayerischen Landesverband – und war zugleich in einer Vielzahl kunstpolitischer Gremien, Kunstbeiräten und Jurys tätig.

Beeindruckend waren seine häufig von Erfolg gekrönten Bemühungen, immer wieder neue Ausstellungs- und Präsentationsräume für Künstlerinnen und Künstler zu erschließen, von denen auch eine ganze Reihe von Mitgliedern der NM profitieren konnten. In Firmen, Rechtsanwaltskanzleien und Ärztehäusern sollte Kunst die Räume nicht nur wohlfeil schmücken, sondern neben der ästhetischen auch eine angemessene materielle Würdigung finden.

So selten der Spagat gelingt: Klaus von Gaffron ist die Verbindung von eigener künstlerischer Arbeit, sozialem Engagement und einer generationenübergreifenden Vermittlungstätigkeit für die Kolleginnen und Kollegen geglückt.

Klaus von Gaffrons Name und Vermächtnis steht dafür, die Bildende Kunst als wichtigen Bestandteil einer offenen, demokratischen und humanen Gesellschaft zu erhalten und zu stärken. Dabei mitzuwirken, dass die kreative künstlerische Arbeit in den Schulen, Universitäten und der Arbeitswelt nicht marginalisiert wird, bleibt ein ständige Aufgabe und Herausforderung.

Wir, die Mitglieder der NM, werden es in lebhafter Erinnerung behalten, wie sich Klaus von Gaffron auch in seiner letzten schweren Lebensphase für die Interessen der Künstlerinnen und Künstler engagiert hat und gedenken seiner mit Trauer und Dankbarkeit.

Andreas Kühne

 

 
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